Bio-Branche: Ruf nach unabhängiger Berufsbildung wird laut
Der Bedarf an einer eigenen höheren Bio-Berufsbildung in Landwirtschaft und Gärtnereien ist gross. Das zeigt eine breit angelegte Umfrage der ZHAW.
Das wichtigste Resultat der Umfrage: Mehr als 60 Prozent der an der Umfrage Beteiligten sprechen sich für eine eigene Bio-Berufsprüfung für Landwirtschaft, Spezialkulturen und Gärtnerei aus. 66 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen wünschen sich Lehrpersonen mit spezifischen Bio-Fachkenntnissen. Die Umfrageantworten zeigen zudem, dass auch bei den didaktischen Konzepten eine Innovation erwartet wird – raus aus dem Schulzimmer, rein in die Praxis.
Weiter belegt die Umfrage, dass der Bedarf an gut ausgebildetem Personal in der Bio-Branche gross ist. 44 Prozent der Betriebsleitenden beklagen, zu wenig Personal mit fundierten Kenntnissen zu finden.
Einer von ihnen ist Philipp Zaugg, Betriebsleiter aus Iffwil im Kanton Bern. Er sagt: «Es kann nicht sein, dass die höhere Berufsbildung für die Bio-Branche nur als Anhängsel der konventionellen Ausbildung abgehandelt wird. Bio ist die Zukunft, und die braucht optimal ausgebildete Fachkräfte.»
Breit abgestützte Allianz
Um eine eigene Bio-Berufsprüfung für die grüne Branche voranzutreiben, haben sich rund 20 Bio-Organisationen zu einer breit abgestützten Allianz zusammengeschlossen, unter ihnen Bio Suisse, Demeter, das Bioforum Schweiz, Bioterra und die Schweizer Bergheimat.
Sie beauftragten die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW im Sommer 2024 mit einer Bedarfsabklärung. An der Umfrage beteiligten sich rund 1600 Personen aus der Branche.
Aktuell kein Bio-Abschluss möglich
Will sich ein:e Landwirt:in nach der Lehre (EFZ) weiterbilden, bietet die höhere Berufsbildung mit dem eidgenössischen Fachausweis eine attraktive Perspektive. Nur: Wer sich für den Bio-Landbau interessiert, wird enttäuscht.
Der Bio-Landbau hat keinen eigenständigen Abschluss auf Niveau der Berufsprüfung. In der Liste der 84 Module für die landwirtschaftliche Berufsprüfung sind gerade einmal sechs Module vollständig und drei Module teilweise auf den Bio-Landbau ausgerichtet.
Aktuell werden die landwirtschaftlichen Berufsprüfungen neu geregelt. Urs Brändli, Präsident von Bio Suisse, sagt: «Die Bio-Branche muss sich jetzt für eine Bio-Berufsprüfung einsetzen, und die Chance nutzen.»
Gesucht: qualifizierte Betriebsleiter:innen
Lediglich ein Fünftel der Umfrageantworten spricht sich für das bestehende Angebot aus, also für eine allgemeine Landwirtschaftsausbildung mit integrierten Inhalten für den Bio-Landbau.
In den nächsten 15 Jahren werden mehr als die Hälfte der Betriebsleiter:innen in der Landwirtschaft das Pensionsalter erreichen. Dadurch entsteht ein überdurchschnittlich hoher Bedarf an neuen Betriebsleiter:innen für den Biolandbau. Diese sind auf eine gute Ausbildung auf Stufe höhere Berufsbildung angewiesen. Es ist höchste Zeit für eine eigene Bio-Berufsprüfung.