Beflügelt: Der Bio-Markt von Saignelégier

11. September 2018

Die 31. Ausgabe des Bio-Marktes in Saignelégier (JU) steht unter dem Zeichen der Vögel und der Biodiversität. Der Markt findet am 15. und 16. September in der Halle des Marché-Concours statt – Interview mit der Präsidentin Lina Dubied.

Lina Dubied, Sie sind eine treibende Kraft des traditionellen Bio-Marktes in Saignelégier. Was finden wir dort?

Die lokalen und regionalen Aussteller sind privilegiert: Sie stellen mehr als ein Drittel der 110 Aussteller dar. Die angebotenen Produkte sind vielfältig: Es gibt Kuh-, Ziegen- und Schafskäse, Fleisch, Früchte und Gemüse, Mehl, Hülsenfrüchte und verarbeitete Produkte, von Konserven über Backwaren bis hin zu kleinen Imbissen zum Mitnehmen. Winzerinnen und Winzer aus dem Jura und der ganzen Schweiz werden vor Ort sein. Der Eintritt ist frei – wir bevorzugen es, dass das Geld in die Taschen der Produzentinnen und Produzenten wandert…

Und was gibt es ausser Lebensmitteln?

Neben den Lebensmitteln findet man Handwerk, ein speziell dem ökologischen Bauen gewidmeter Bereich sowie natürliche Kosmetika.

Was ist das Thema der 31. Ausgabe?

Sie ist den Vögeln gewidmet. Jedes Jahr legen wir einen speziellen Schwerpunkt fest. Dieses Jahr haben wir uns dafür entschieden, die Biodiversität und die Bedrohung vieler Arten zu thematisieren. Der Biolandbau leistet auch für die Biodiversität einen wichtigen Beitrag. Vögel sind von einer intensiven Landwirtschaft bedroht, und Studien zeigen die positive Wirkung des Biolandbaus auf das Vorhandensein gewisser geschwächter Arten wie Lerche und Rebhuhn. Man weiss, dass die Vögel den Produzentinnen und Produzenten mit dem Vertilgen von Schädlingen und dem Beitrag an die Bestäubung grosse Dienste erweisen, zusätzlich zu ihrer Schönheit und ihrem Gesang. Mehrere Organisationen wie BirdLife Schweiz beteiligen sich mit verschiedenen Animationen und Vorträgen am Markt.


Für die Region ist es eine grosse Veranstaltung. Wer sind die Organisatoren?

Ich bin seit zwölf Jahren Präsidentin des Organisationskomitees: Dieses zählt sieben Mitglieder, dazu kommt eine Unterstützungsgruppe von rund zwanzig Personen. Zusätzlich können wir während des Markts auf die wertvolle Hilfe von über 150 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zählen.




Ihr Vater ist Bernard Froidevaux, ein unter dem Namen Lafleur wohlbekannter Käser, nicht zuletzt auch für seinen Einsatz für einen handwerklich hergestellten Tête de Moine. Sie sind selber eine Bio-Aktivistin und stammen aus einer engagierten Familie…

Meine Eltern sind sehr engagiert, sie haben mir dieses Gen übermittelt, auch wenn sich dieses bei ihnen anders ausdrückt. Mein Vater war selbst jahrelang Präsident des Bio-Marktes. Ich bin da schon in ganz jungen Jahren hineingerutscht…

Der Jura ist im Bereich des Biolandbaus eine besonders dynamische Region, warum?

Der Jura ist ein Pionier des Biolandbaus und der Bio-Markt hat viel dazu beigetragen. Er stimulierte den Direktverkauf und die Produktentwicklung. Wir haben festgestellt, dass uns die Kundinnen und Kunden auch während dem Rest des Jahres treu sind. Alles hat sich in einem solidarischen Geist, mit zahlreichen Freiwilligen entwickelt: Die Produzentinnen und Produzenten helfen jeweils beim Aufstellen der Stände und finden dabei eine perfekte Gelegenheit für den Austausch. Es kommt eine gute Gruppendynamik auf, eine schöne Energie. Die Bio Suisse Mitgliedorganisation Bio Jura hat weitere Anlässe gestartet und eine Kommission hat klare Ziele gesteckt: 15 Prozent Bio-Betriebe im Jahr 2015 und zwanzig Prozent bis 2020.


Wie entstand der Bio-Markt, einer der ältesten – vielleicht der älteste der Schweiz – und wie hat er sich entwickelt?

Zu Beginn in den Achtzigerjahren gab es keine Bio-Läden in der Region und die Grossverteiler hatten noch keine eigenen Bio-Marken entwickelt. Nur einige Höfe boten ihre Produkte im Direktverkauf an, das war noch vor dem Internet… Den ersten Markt kreierten Produzentinnen und Produzenten sowie Konsumentinnen und Konsumenten gemeinsam, praktisch ein runder Tisch zum gemeinsamen Nachdenken und Vernetzen. Es fing mit einem kleinen Markt auf einem Hof mit rund zehn Ständen an, der erfolgreich war: Nach zwei Jahren, musste der Markt nach St-Ursanne umziehen. Da hatten wir das Glück, dass uns die Basler Presse einen schönen Artikel widmete, der zahlreiche Kundinnen und Kunden aus der Deutschschweiz anzog. Die Besucherzahl schnellte in die Höhe und dem Markt fehlte rasch der Platz: Der fünfte Markt wurde daraufhin in Saignelégier organisiert, und ab der zehnten Ausgabe wurde er auf zwei Tage verlängert. Seither wächst er stetig: 10‘000 Besucherinnen und Besucher waren es nach zehn Jahren, anschliessend 15‘000. Letztes Jahr hatten wir 24‘000, trotz scheusslichem Wetter. In anderen Jahren kamen jedoch über 30‘000 Personen. Am Anfang war der Markt durch die Besucherinnen und Besucher aus der Deutschschweiz geprägt, aber nach einigen Jahren wachte die Romandie auf und die Westschweizerinnen und Westschweizer kamen immer zahlreicher.

Wie hat sich die Kundschaft entwickelt?

Wir haben seit Beginn eine treue und überzeugte Kundschaft, aber jedes Jahr kommen auch neue neugierige und interessierte Kundengruppen dazu. Ich stelle fest, dass die Besucherinnen und Besucher immer besser informiert sind, besonders was die Labels anbelangt.


Sie kennen die Bio-Vermarktung auch aus eigener Erfahrung: Sie haben vor rund zehn Jahren Ihren eigenen Bio-Laden und vor Kurzem ein Restaurant eröffnet, das in der Schweiz zu den raren Restaurants mit Knospe-Küche zählt…

Ich habe den Laden mit biologischen und regionalen Produkten sowie einer kleinen Bar im Jahr 2007 gestartet, auf dem Familienhof in Montfaucon, der aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt. Die meisten unserer Lieferantinnen und Lieferanten befinden sich in einem Umkreis von zehn Kilometern. Das ist ein wunderbarer Reichtum. Sie gehören auch zum Netz, das den Bio-Markt unterhält, mit Produkten wie Käse, Eier, Teigwaren, Sirupen, Käsereibutter, Honig und Konfitüren, Trockenwürsten und Bier aus der Brauerei «Franches-Montagnes». Dazu kommen einige importierte Produkte wie Tee oder Schokolade, sofern man hier keine gleichwertigen Produkte findet… Ursprünglich habe ich die Hotelfachschule in Genf absolviert und träumte schon immer davon, ein Restaurant zu eröffnen. 2016 hatte ich die Gelegenheit, die Räumlichkeiten umzubauen: Bio war eine Selbstverständlichkeit, eine dem Leben und der Natur Vorrang gebende Philosophie.

Weitere Informationen:

marchebiojura.ch
couleursduterroir.ch

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